BRAINWASHED #7

   BRAINWASHED #7
48 DIN A 5 Seiten; €0,80.-
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Jenz bündelt Punkrock, Fußball und Promille zu lyrischen Impressionen, die in 6 Wochen “hingeferkelt” wurden. Jenz schneidet den Zusammenhing zwischen NSU-Terrorserie und dem Verfassungsschutz an, verweist aber lediglich auf das WAHRSCHAUER, die das Thema zum Schwerpunkt machen.Umso ausführlicher ist das Interview mit Chris von NO RESPECT, die noch ein Mal zum 30. Geburtstag des Juzi Göttingen auf der Bühnen standen. Chris beschreibt die Entwicklungen des “Freiraums” und meckert in überheblicher Weise über Leute, die “seit 20 Jahren da sitzen und merkwürdiger draufkommen”, ohne das näher zu erklären. Auch die Ausführungen zu “Grauzonen”-Bands sind zweifelhaft und eindimensional ausgelegt, so spricht er Bands wie STOMPER von jeglichen Zweifeln frei und schiebt die Schuld auf Teile des Publikums und wird richtig zynisch wenn er sich über Antideutsche lustig macht, die er für diese “Verfehlungen” verantwortlich macht. Hier hätte Herausgeber Jenz gut daran getan, Chris’ Positionen zu kommentieren, denn die Ausführungen sind doch sehr einfältig.  Alex stellt das Projekt TRUE REBEL und das damit verbundene Label, den Laden, Bekleidungsmarke und Mailorder vor. Nett, sympathisch, chaotisch und einen hohen Punkrockfaktor verspricht sein Wirken, das auch in der von ihm betriebenen Kneipe “Skorbut” zum Tragen kommt. Ausgetragen wird auch ein Fair Play Interview mit Ex-St. Pauli Spieler Deniz Dersim Naki, der nun bei Paderborn kickt, dabei gestenreich agiert und nicht an Wirkung verliert. Wirkungsvoll war auch die Teilnahme am REBELLION-Festival, das Mitschreiber Matsch besucht hat und sich beeindruckt zeigt von den Klischee-Vorzeigepunks auf der Straße und den Veranstaltungsorten sowie die “alten Helden” auf der Bühne, deren Auftritte manchmal zu einer großen Enttäuschung wurden. Für Aufregung sorgt derzeit auch die polnische Band AUSCHWITZ RATS, die aufgrund ihres Bandnamens vor allem in Deutschland eine Kontroverse auslösen, inwiefern damit die Verbrechen des NS aus dem Kontext gelöst werden und der Holocaust missbraucht wird. Für die Band selbst ist der Name nichts weiter als Provokation.
Weitaus weniger provokant verläuft ein Besuch zu SLIME, die artig ihre Mühsam-Texte intonieren, und ihren “Klassikern in nichts nachstehen”. Heiß wird es auch im Gespräch mit Esther vom “Heißen Ofen”, einen Backwagen aufkaufte und Flammkuchen anbietet oder alles, was “in einem Ofen zu backen ist”. Jenz verteidigt auf einem Torfrock-Festival das “braun-weiße” Terrain gegenüber HSV-Rocker und wird erst vom Festival-Busfahrer in die Schranken gewiesen. Das Interview mit KAOS KABELJAU (wer hat sich da ins Kartell eingeschlichen?) liefert Infos zur relativ kurzen Bandgeschichte und deckt weniger Skandale auf, als die Bild-Zeitung.
Gesamteindruck: Auch ohne Promille lässt Jenz kontroverse Bands und  Äußerungen auflaufen, die so manches Eigentor fabrizieren und arglos Leser*innen täuschen. Das stört den Spielfluss und kann auch in der dritten Halbzeit nicht geklärt werden. In den Pausen wird heiß gebacken und Revierrival*innen provoziert. Ob das taktisch zum gewünschten Erfolg führt wage ich zu bezweifeln. Zur Not kann Jenz sich im Skorbut dem Tal der Tränen hingeben und bejammern, warum BRAINWASHED kein Ort des Konspiriens ist. Es muss ja nicht immer spektakulär sein, aber eine bedeutungsvolle Aufwertung kann nur durch eine verstärkte Präsenz und offensiven Recherchearbeit und Fragen, die ins Detail gehen, erreicht werden. Jenz muss aufpassen, dass es nicht zu einem vorzeitigen Trainerwechsel kommt, weil die Leistung stagniert. Vielleicht sollte der Trainungsaufbau verändert werden, um Leistungsfortschritte zu erzielen.