Kein Hähnchenschlachtbetrieb in Ahlhorn?

  

Foto: © ITAR-TASS/ (c) dpa – Report Fotograf: Tass Sysoyev Grigory

Am Samstag, den 19. 10. gab es eine Demo gegen einen geplanten Hähnchenschlachtbetrieb in Ahlhorn.
Die „Kreienkamp“-Schlachterei unter der Geschäftsführung von Walter Kreienborg, der bisher in Wildeshausen eine Geflügelschlachterei betreibt, soll im Ahlhorner Gewerbegebiet entstehen – direkt neben der Putenschlachterei des Geflügel-Konzerns „Heidemark“. Brancheninsider schätzen Kreienborgs bisherige Schlachtzahlen auf etwa 30.000 täglich, die nun auf 250.000 pro Tag erhöht werden sollten. Kreienborg bewirbt diese strukturelle geplante Veränderung im Zusammenhang mit dem Schlachtbetrieb mit dem verharmlosenden Slogan “Klasse statt Masse”, was angesichts der Tötungssteigerungsrate, die gekoppelt an der erhöhten Schlachtzahl ist, zynisch klingt.
Info: Die Tiermast bestimmt die Landwirtschaft in Niedersachsen wie in keinem anderen Bundesland. Die Schweine- und Geflügelschlachtungen steigen kontinuierlich an und erreichen nach Angaben der Landwirtschaftskammer immer neue Rekordstände. Das gilt vor allem für die Region Weser-Ems: Im Jahr 2011 wurden dort etwa 80 Prozent der landesweit 18,4 Millionen Schweineschlachtungen gezählt – knapp 7 Millionen mehr als zehn Jahre zuvor. Allein 8,8 Millionen Schweine wurden 2011 im Landkreis Cloppenburg geschlachtet. Die Zahl der 2011 geschlachteten Rinder lag bei rund 577.000. Auch hier ist die Region Weser-Ems führend, ebenso wie beim Geflügel. In der Region wurden 43 Prozent der gesamten deutschen Geflügelmenge geschlachtet. Im Jahr 2011 wurden in Niedersachsen 792.700 Tonnen Geflügelfleisch produziert, deutlich mehr als die Hälfte (55,7 Prozent) der deutschen Produktion.
(Quelle: ndr.de)

Animal/Human Liberation

Seitdem Investor Kreienborg seine “Nutzungspläne” im Rathaus vorgestellt hat, gab es Proteste aus dem bürgerlichen Lager. Anwohner_innen befürchten Gestank, Lärm und Keimbelastung. Am Samstag hat sich eine 500-600köpfige Gruppe aus Tier- und Umweltschützer_innen, besorgten Anwohner_innen und einigen wenigen Tierrechtler_innen (mit Animal Liberation-Human Liberation-Fahnen, s. Foto)) zusammengefunden, um gegen den geplanten Schlachtbetrieb zu demonstrieren.
Neben dieser von von der Bürgerinitiative Bündnis MUT angemeldeten Demo mischten sich auch über 100 Kreienborg_Angestellte, die aus wirtschaftlichen Gründen für den Schlachthof demonstrierten, was für lauten Unmut sorgte. Die Polizei erlaubt den Befürwortern darauf hin eine Kundgebung. Kreienborg selber kritisierte, dass viele Demonstrant_innen nicht aus der Region stammen würden. Der Sprecher des Landesnetzwerkes “ Niedersachsen Bauernhofe statt Agrarfabriken “, Michael Hettwer, räumte mit dem Begriff „herangefahrene Berufsdemonstranten“ auf. „ Es ist klar, dass die durch mafiöse Strukturen durchzogene Agrarindustrie es nicht verstehen kann, dass Menschen bereit sind, sich ganz ohne finanzielle Anreize für eine gute und wichtige Sache einzusetzen “, so Hettwer gegenüber der Nordwest-Zeitung. Am Sonntag erstatte er zudem Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Oldenburg gegen Walter Kreienborg wegen Verstoßes gegen das Versammlungsrecht.
Ob die Firma Kreienkamp ihre Pläne umsetzen darf entscheiden seit heute die Bürger_innen. Knapp 12.300 Bewohner der Gemeinde Großenkneten sind zur Abstimmung aufgerufen.