Von Menschen und solchen, die es werden wollen

Ich mache Firmenfitness. Die Firma wünscht sich gesunde, vitale Mitarbeiter_innen und fördert die Mitgliedschaft mit satte Euro 30.- und dass ist -zugegeben- schon ein verlockendes Angebot, obwohl ich als Skeptiker dazu neige, einen Haken, eine Absicht, eine Methode dahinter zu vermuten. Euro 30 ist die Firma also meine Gesundheit wert. Nun, es ist ja nicht so, dass ich mich ansonsten auf der Arbeit ausruhe, im Sessel pupse und Taschenbillard spiele oder in meiner freien Zeit, die ich zur Verfügung habe, auf dem Sofa coache, vor dem Computer sitze oder die Spielekonsole daddel, nein, ich fahre viel Rad, bin mit den Hunden vom Tierschutz unterwegs, stehe am Fenster und notiere die Falschparker und anschließend sitze ich vorm PC, pupse ins Sofakissen oder daddel vor der Konsole -kurzum- ich habe zugesehen, dass ich ein ausgeglichenes Verhältnis zu ausreichender Bewegung und Leichenstarre habe. Okay, das mag jetzt etwas krass übertreiben sein und entspricht in etwa dem Wahrheitsgehalt von zu Guttenberg’s Äußerungen in der Plagiatsaffäre, aber -immerhin- ich erkenne selber, wann es notwendig ist, etwas zu tun, was der Allgemeinheit zu Gute kommt. Ohne Zweifel hat der technische Fortschritt zu einer erheblichen Verbesserung der medizinischen Versorgung geführt und dadurch das Leben gewaltig verlängert und die Lebensqualität erhöht. Unsere körperlichen Bedürfnisse haben sich allerdings in wenigen tausend Jahren Zivilisation nicht entscheidend verändert und sind an die Kunstwelt unseres modernen Lebens nicht angepasst. Damit dieser Zwiespalt unsere Gesundheit nicht aus dem Gleichgewicht bringt, tun wir gut daran, mit einem Fuß noch im Reich der Natur stehen zubleiben. Ich möchte aber nochmals daran erinnern, dass ich keineswegs an Bewegungsmangel leide, sondern mit diesen ausführlichen Erörterungen rechtfertige, warum ich eben nun ins Firmenfitness-Programm eingestiegen bin. Doch ich möchte im Folgenden weniger über den Ablauf des strapaziösen Trainings-Programms berichten, und auch nicht darüber, wie ich seitdem meine Bewegungsabläufe im Alltag verbessere und spezifisch anpasse (wie zum Beispiel, wenn ich mich im Nachtdienst mit beiden Armen ausgestreckt an dem Treppengeländer festhalte und die 180 Stufen der 6 Etagen im Wohnheim hochziehe, dabei genauestens darauf achte, gleichzeitig den Po auf und ab bewege. Eine Übung für Fortgeschrittene, zu denen ich mich inzwischen auch zähle, sieht indes folgende Übung vor: Den Po wieder auf und ab bewegen, Allerdings streckt man in der oberen Position ein Bein aus und lässt es ausgestreckt. Bei dem ausgestreckten Bein die Zehen anziehen. Dabei vor allem darauf achten, dass die Hüfte nicht seitlich wegknickt, sondern gerade bleibt. Wenn die Hüfte nach unten geht sollte man einatmen und beim Hochgehen ausatmen. Nach einiger Zeit das ausgestreckte Bein wechseln. Alles klar? Aber Vorsicht: dies ist eine schwere Übung, nicht also gleich nachmachen, nicht, dass ihr mir später vorwirft, ich hätte euch nicht gewarnt, aber mit einem 2-wöchigen Muskelkater, der sich anfühlt wie die Schweinegrippe, müsst ihr in jedem Fall rechnen…und zwar auch, wenn ihr als Anfänger-In bereits die leichte Übung wählt. Weiter im Text).
Nach Beendigung meines Trainings-Programms steht der Wellnessbereich zur freien Verfügung, die Nutzung ist im Firmenangebot inklusive. In “meinem” Fitness-Studio (welches kurioserweise früher mal “Funny Fitness” hieß -als wenn Fitness in irgendeiner Form Spaß bereitet, zumindest habe ich während meiner Mitgliedschaft und während der Trainingsstunde noch nicht einen Menschen gesehen, der gelächelt hat…im Gegenteil, sie schienen mir allesamt ziemlich erschöpft, erschlagen, als hätte sie jemand mit der Peitsche angetrieben…für einige war es mit Sicherheit der eigene Schweinehund) – gibt es  diverse Saunen, die ich mittlerweile sehr gerne besuche, wenn ich ehrlich bin, ist dass oft auch die Motivation, überhaupt erst ins Fitness-Studio zu gehen. Im Saunabereich ist oft nicht viel los, zumindest nicht dann, wenn ich dort anwesend bin, was vordergründig daran liegt, dass ich durch meine Tätigkeit als Nachtwache auch an den freien Tagen Vormittags ins Studio gehe. Ein entscheidender Vorteil, wenn mensch bedenkt, dass sich zu dieser Zeit eher die Rentner_Innen einen abschwitzen und die Muckileute eher am späten Nachmittag im Rudel auflaufen, was eher einer narzisstischen Fleischbeschau gleicht, nee, da gehe ich zum Abgewöhnen doch eher gleich in den Schlachthof und ekel mich vor den abgehängten Schweinehälften.
In der Sauna gibt es spezielle Typen, die sehr unterschiedliche Eigenschaften bloßlegen. Im Folgenden möchte ich euch diese genauer vorstellen:
Zum Einen gibt es den Röchler. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er nahezu jedem Atemausstoß mit offenen Mund tätigt und dabei röchelt wie Darth Vader in der finalen Sterbensphase.
Des Weiteren gibt es den Primaten, der sich dadurch auszeichnet, ständig mit den Extremitäten über den schweißnassen Körper zu wischen, dabei hustet, prustet, rotzt und in etwa einem Feuchtnasenaffen gleicht, kurz bevor er von seinem Stamm ausgesondert wird.
Darüber hinaus gibt es den Macho, der breitbeinig daliegt, sein Gießkännchen offen zur Schau stellt, als wäre heute Sommerschlussverkauf und alle sind auf Schnäppchenjagd, Dabei legt diese Spezies einen Arm hinter den Kopf und hält die Oberschenkel etwas zur Seite gespreizt, sodass der Blick unmissverständlich auf das männliche Lustzentrum fällt.
Abschließend gibt es den Unscheinbaren, also jenen, der zwar im Raum anwesend ist, den mensch aber gar nicht bemerkt, der ruhig und gleichmäßig atmet und mit dem Dampf des Aufgusses zu verschwinden scheint. Und für alle, die jetzt noch gerne mehr zum Thema wissen wollen, empfehle ich den Online-Artikel “Sauna-Supergau: Eine Erektion!” der sich -wie der Titel vermuten lässt- an die männlichen Saunagänger (Saunisten?) richtet: http://www.bz-berlin.de/erotik/sauna-supergau-eine-erektion-article674975.html .
Um herauszufinden, zu welchen Typ ich gehöre, müsst ihr mich schon mal selbst in der Sauna antreffen und anschließend beurteilen, die Selbsteinschätzung wird unrühmlich oft gnadenlos übertrieben…