IN THE STREETS OF HAMBURG #13

   IN THE STREETS OF HAMBURG #13
86 Seiten (DIN A 5); €1.-
Fanladen St. Pauli, “In the streets of Hamburg”, Brigittenstr. 3, 20359 Hamburg
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Die Redaktion ist sehr reise- und trinkfreudig. Allerhand Konzertbesuche werden reflektiert und sich über das Publikum lustig gemacht, über den Sound geschimpft und die Gedächtnislücken mit Anekdoten gefüllt. Warum Bullettoothtony nun gerade 10 ausgesuchte Leute, Institutionen oder Phänomene eins aufs Maul hauen will, weiß ich auch nicht. Es braucht offenbar nicht immer einen Beweggrund, sondern eine direkte Art der Kommunikation, ohne die Frage nach dem Warum zu klären. Punk und OI! gibt es auch reichlich. Die OI! SLUTS gehen auf Tour und haben sich von einer “Was können wir überhaupt”-Band zu einer richtig schlechten Band weiterentwickelt. Ironie des Schicksals! Aber Feiern und saufen ist meist die Antwort auf mangelnde Spielpraxis. Egal ob als passiver oder aktiver Fußballer, als talentloser Musikant oder als enttäuschter Konzertbesucher…beim Gerstensaft sind alle vereint und glücklich, werden Freundschaften geschlossen und Gemeinsamkeiten gepflegt. 15 Jahre St. Pauli Skinheads und der way of life wird gefeiert, Stu lernt tschechische Spezialitäten kennen, isst in Essig, Öl und Schnaps eingelegte Würstchen und Pivo berichtet auf 12 Seiten vom Portugal-Trip.
Gesamteindruck: Die Mitschreiber sind in der Ausgabe #13 nicht nur auf den Straßen von Hamburg unterwegs, sondern schildern ausgiebig (Stu und Pivo) von kulturellen Höhepunkten und sozialen Netzwerke, während andere (Bullettoothtony) kurz und knapp an der Messlatte scheitern, gehaltvollen Esprit zu versprühen (“Ich bin mal wieder früh abgekackt”).
Die Stärken liegen eindeutig an der oft unfreiwillig komischen Selbstironie, die sich der Schreiber beim Schreiben selbst einbrockt, wenn der Passus OI und Fußball im internationalen Kontext erlebt wird und dann vom Wetter oder von ernährungsbedingten Zusätzen berichtet wird oder die mangelnde Selbsteinschätzung Stilblüten trägt. Die Schwächen liegen an den vielen Konzertberichten, die eigentlich nichts wichtiges aussagen, außer, dass mensch anwesend war. Ich  mein, wen interessiert es denn, welche Band welche Songs (nicht) gespielt hat, wie das Wetter auf dem Nachhauseweg war und wie das Publikum aussieht? Es gibt zu viele Oberflächlichkeiten und Ungenauigkeiten, als dass aus der Tiefe des Raumes kreative Ideen und Pässe gestaltet werden. Aber der Teamgeist und der Zusammenhalt stimmt.