PETA2 – im Gespräch mit Hendrik Thiele

  

Hendrik Thiele: Porträt

PETA , People for the Ethical Treatment of Animals, (Menschen für den ethischen Umgang mit Tieren) ist mit über 3 Millionen Mitgliedern weltweit die größte Tierrechtsorganisation. Ziel der Organisation ist es, durch Aufklärung, Veränderung der Lebensweise und Aufdecken von Tierquälerei jedem Tier zu einem besseren Leben zu verhelfen.
PETA2 ist die Jugendkampagne von PETA. Die Ziele von PETA sind mit denen von PETA2 identisch. Der einzige Unterschied ist, dass PETA2 ein Forum speziell für junge Menschen, die sich für Tierrechte interessieren, ist.
Die Organisation kämpft u.a. gegen Massentierhaltung, Pelztierhaltung, Tierversuche und Tiere in der Unterhaltungsindustrie mit teilweise kontroversen Kampagnen (1).
Hendrik Thiele leitet die Jugendkampagne PETA2 Deutschland und setzt sich jeden Tag dafür ein, dass Tierrechte & Veganismus in Deutschland junge Menschen erreichen, die sich des herrschenden Unrechts gegenüber den Tieren bislang nicht bewusst waren.

  

eines der Kampagnenbilder

(1)  So hat die “Holocaust auf Ihrem Teller”-Kampagne den Massenmord an den europäischen Juden relativiert. Verschiedene klagende Personen hatten 2004 eine einstweilige Verfügung gegen bestimmte Bilder der „Holocaust auf Ihrem Teller“-Ausstellung bewirkt. Die Klage wurde abgewiesen. PETA legt zudem besonderen Wert auf die Feststellung, dass der Oberste Gerichtshof Österreich auch nachdrücklich die von den jüdischen Klägerinnen unterstellten Antisemitismus-Vorwürfe deutlich zurückgewiesen hat.

Hendrik, stell dich bitte vor und beschreibe deine Tätigkeit bei peta2, auch bitte, wie du zu peta 2 gekommen bist…
Hendrik: Hi, ich bin der Head of peta2 hier in Deutschland, arbeite seit ca. 3 Jahren bei PETA und bin über ein paar Bandproben mit meinem Kollegen Jobst zu PETA gekommen. Angefangen habe ich als Praktikant bei PETA-TV, dann habe ich bei peta2 angefangen, das letzten Endes übernommen und mache seit Anfang diesen Jahres außerdem auch noch Kreativkonzeption für PETA.

Eine vegane Lebensweise ist auch im HC ideologisch verortet. Bist du auch durch die Musik mit Veganismus aufmerksam geworden?
Hendrik : Definitiv. Ich komme ursprünglich aus Bremen und bin durch meine damalige Freundin mit ca. 16 oder 17 mit der Szene affin geworden. Durch sie bin ich dann auch Vegetarier geworden. Der Schritt zum Veganismus war nach einiger Zeit für mich damals einfach nur konsequent und die Bremer Hardcore-Szene ist ja seit jeher ziemlich vegan-freundlich.

Wie lange lebst du vegan und welche Gründe waren für dich wichtig?
Hendrik: Ich bin mittlerweile seit ca. 11 Jahren vegan. Da ich aus ethischer Motivation heraus erst vegetarisch und dann vegan geworden bin, war für mich das Leid der Tiere die wir ausbeuten eindeutig maßgeblich. Ich wollte für diesen Wahnsinn so wenig wie möglich verantwortlich sein. Veganismus ist dafür der einzige Weg. Und es ist ein Weg den jeder gehen kann, wenn man die Ausreden links liegen lässt.

Gab es ein besonderes Schlüsselerlebnis oder wie hast du dich dem Thema genähert?
Hendrik: Vielleicht war es damals der Song “ Waste ” von Good Riddance von deren Platte “Ballads for the Revolution” der mich endgültig hat realisieren lassen, was wir unseren Mitgeschöpfen und uns selbst jeden Tag antun. Ich weiß noch, dass sich damals eine unglaubliche Wut und Verzweiflung in mir aufgebaut hat, aber das kennt sicherlich jeder, der Vegetarier oder noch besser vegan wird und einem im gleichen Atemzug klar wird, dass die Welt sich nicht mit einem mitverändert…

Landwirtschaft in Norddeutschland wird immer mehr von der Agrar-Industrie geprägt. In Wietze bei Celle können seit September 2011 bis zu 400.000 Hähnchen pro Tag geschlachtet werden. Die Nachfrage nach Billig-Fleisch ist ungebrochen hoch? Wie kann das öffentliche Bewusstsein für Forderungen nach einem verbesserten Tierschutzgesetz sensibilisiert werden, wenn sich das Konsumverhalten nicht ändert?
Hendrik: Völlig richtig: Das Konsumverhalten muss sich ändern. Jeder kleine Schritt ist ein guter, aber die Leute müssen verstehen, dass Tiere Rechte haben, dass Tiere fühlende und intelligente Lebewesen sind und keine Nahrungsmittel. 400.000 Leben pro Tag während wir so tun als wäre alles normal. Das ist Wahnsinn. Die Leute müssen ebenfalls realisieren, dass sie Raubbau an ihrer eigenen Gesundheit betreiben, wenn sie Produkte aus oder von Tieren zu sich nehmen. In Regionen wie Cloppenburg kommt noch der Umwelt-Faktor hinzu: Dort sinkt aufgrund der immensen Massentierhaltung und den dafür benötigten Wassermengen z.B. stetig der Grundwasserspiegel. Es muss in die Köpfe der Leute, dass wir Tierleben und unser eigenes Leben, sowie unsere Umwelt mit Füßen treten. Das muss sich ändern.

Bürgerinitiativen gegen Mastbetriebe streiten in der Regel mit Argumenten aus Angst vor Lärm, Dreck und Gestank. Primär also Bedenken, die die körperliche Unversehrtheit der BürgerInnen belastet, als dass die Tiernutzhaltung angeklagt wird. Was macht es schwierig, dass PeTA diesen Initiativen eine andere Argumentationslinie im Sinne des Tieres aufzeigt, um Recht zu bekommen?
Hendrik: Dieselbe Problematik die die Leute immer noch Fleisch, Milch und Eier essen lässt: Der Irrglaube dass es “normal” ist “Nutztiere” beispielsweise von “Haustieren” zu trennen. Wir müssen uns von diesen gewalttätigen Denkmustern emanzipieren. Wer sich dafür interessiert, sollte einfach mal den Begriff “ Karnismus ” googlen. Wir wurden mit der Überzeugung erzogen, dass eines der größten Unrechte auf diesem Planeten, die Ausbeutung der Tiere, völlig legitim sei. Wer dieses Unrecht erst einmal realisiert hat, der hat auch die Chance sich mit Taten und Worten dagegen zu positionieren. Das ist es, was PETA erreichen will: Die Menschen aufzuklären, ihnen die grausamen Fakten zugänglich zu machen und sie dann selbst eine mitfühlende wirklich auch endlich vernünftige Entscheidung treffen zu lassen.

Die Tierhaltung ist für 18% des Ausstoßes an Treibhausgasen verantwortlich. Welche Forderungen hat peta an Regierung und Industrie, nachhaltige Alternativen zu schaffen?
Hendrik: Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV ) kommt in einem Bericht von 2008 zu dem Schluss, dass eine pflanzliche Ernährung über 40 Prozent der Treibhausgasemissionen einsparen könnte. Weiterhin ist laut UN und zahlreicher weiterer Studien die heutige Tierwirtschaft Hauptverursacher für einige der größten Probleme unserer Zeit. Der Klimawandel, die Trinkwasserknappheit und der Welthunger werden allesamt durch die Tierwirtschaft angeheizt. Das Beste was man für die eigene Gesundheit, die Umwelt und die Tiere tun kann ist die vegane Ernährung. Unsere Aufforderung lautet: Vegan leben. Für die Industrie würde das bedeuten auf die Produktion nicht-tierischer Lebensmittel umzuschwenken. Ein Schritt der vielleicht aktuell unrealistisch klingt, aber definitiv allen Menschen und “Nutz”Tieren zugute kommen würde. Fleisch zu essen ist einfach nicht nachhaltig, wenn man bedenkt, wie umweltschädlich die Tierwirtschaft ist: Beispielsweise erzeugt ein Kilo Rindfleisch so viel Emissionen, wie eine Autofahrt von 250km, verbraucht so viel Energie, wie eine 100W Glühbirne für knapp zwanzig Tage benötigt und schluckt so viel Wasser, wie man für ein Jahr lang täglich duschen verwenden könnte! Unsere Erde hält eine derartige Verschwendung logischerweise auf Dauer einfach nicht aus. Jeder vegan lebende Mensch hat eine eindeutig bessere Klimabilanz als ein tierprodukte konsumierender. Das ist die schlichte Wahrheit. Mehr Infos findet Ihr übrigens noch hier: www.peta2.de/meatsnotgreen   

In mehreren deutschen Städten gibt es in Restaurants sogenannte fleischlose Wochentage, auch im Hinblick auf den Klimaschutz. Ist der “Veggietag” ein guter Anfang?
Hendrik: Est ist ein guter Anfang, aber noch besser und effektiver ist es natürlich jeden Tag zu einem “Veggietag” zu machen. In Gent gibt es z.B. seit 2009 einen verbindlichen vegetarischen Wochentag für alle Beamten und kommunalen Einrichtungen. Zusätzlich gibt es an den Schulen vegetarisches Essen, einen vegetarischen Stadtplan sowie eine kostenlose vegetarische Kochbroschüre. Auch Kochkurse werden dort angeboten. Weltweit sind einige Städte diesem Vorbild gefolgt, so auch Bremen, das seit 2010 im Rahmen einer Bürgerinitiative unter Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters einen vegetarischen Donnerstag eingeführt hat. Was Gent und Bremen können, sollte auch andere Städte können.Die meisten Städte konzentrieren sich leider auf den Bereich von Industrie und Verkehr und verweisen darauf, dass die Politik keinem Bürger vorschreiben kann, was schlussendlich auf dem Speiseplan steht. Doch zugleich macht die Politik Vorschriften in anderen Bereichen, weshalb sich die Frage stellt, warum nicht auch eine Informationskampagne zum Wohle der Umwelt und der Gesundheit der Bevölkerung die positiven Auswirkungen einer vegetarischen oder veganen Lebensweise vermittelt. Die Menschen wissen zu wenig über die Tatsache, dass sie mit dem Einkaufskorb, dem alltäglichen Essverhalten mehr zum Klimaschutz beitragen kann, als wenn sie zum Beispiel auf ein Sprit energiesparendes Auto umsteigen würden.

peta2.de wendet sich an ein jüngeres Publikum, verknüpft Lifestyle mit viel Musik, Promis, nackter Haut und kontroversen Kampagnen.  Soll gezielt junges Publikum propagandaartig aufgehetzt und ideologisiert werden?
Hendrik: Mit peta2.de wollen wir bestimmt niemanden “ideologisieren” oder “aufhetzen”. Das Ziel unserer Arbeit ist es, junge Leute, in ihrer Lebensrealität abzuholen und sie in Kombination mit Themen die für sie von Bedeutung sind, mit Aufklärungs-Infos hinsichtlich Tierrechten zu versorgen. Über solche Vorwürfe kann ich ehrlich gesagt nur genervt den Kopf schütteln. Wir sprechen hier von zigtausenden von Tötungen zu jeder Minute des Tages. Tötungen und Qualen die allesamt komplett vermeidbar wären und unnötig für unsere Gesundheit und Wohlergehen sind. Einer Menschenrechtsorganisation würde man diesen Vorwurf wohl kaum machen. Der Grund, warum uns teilweise diese Vorurteile begegnen, ist einzig und allein darin zu finden, dass sich Leute in ihrer Lebensweise kritisiert fühlen oder ihr Geld mit Tierausbeutung oder deren Unterstützung verdienen. Ich wäre froh gewesen, wenn meine Eltern mich vegan aufgezogen hätten, ich viel früher über Tierausbeutung aufgeklärt worden wäre. Wir hoffen und sehen auch anhand unserer Arbeit, dass dies heutzutage schon oft Realität ist, das gibt mir extrem viel Hoffnung für meine tägliche Arbeit. Mit peta2.de wollen wir jungen Leuten zeigen, dass es extrem einfach ist, gesund und lecker vegan zu leben.

Insbesondere die Kampagne “Der Holocaust auf Ihrem Teller” war ein Fall für die Justiz und rief heftige Kontroversen hervor. Der Holocaust wird hier aus dem Kontext gelöst und verharmlost. Die moralisch Grenze wurde hier trotz Urteilsspruch auf Verweis der Meinungs- und Pressefreiheit überschritten. War das notwendig?
Hendrik: Die damalige Kampagne fand mehrere Jahre vor meiner Zeit bei PETA statt und hatte im übrigen keinerlei peta2-Bezug. Das Thema wurde damals auch sehr kontrovers unter den PETA Mitarbeitern diskutiert. Ich persönlich bin der Ansicht, dass die heutige industrielle Tierausbeutung und die damit verbundenen unvorstellbaren Grausamkeiten solch immens gigantische Dimensionen angenommen hat, dass sie keinen Vergleich braucht, um sich ihres Wahnsinns bewusst zu werden. Ich bin mir sehr wohl bewusst darüber, dass diese Kampagne einen zentralen Kritikpunkt an PETA darstellt. Was ich nicht gelten lasse ist die Tatsache, dass extrem oft eben dieser Punkt herangezogen wird, um jegliche Diskussion über Tierrechte im Kontext mit PETA von vornherein zu unterbinden. Wie auch immer, man braucht die verschiedenen Aktionen, Kampagnen und Demos von Tierrechtlern nicht gut finden. Wer aber die Kritik daran nur dazu benutzt, sich keine Gedanken mehr über unseren unsäglichen Umgang mit Tieren zu machen, macht es sich meiner Meinung nach eindeutig zu einfach.

Aktuell hat die Geschäftsführung von Werder Bremen trotz massiver Fanproteste einen Sponsor mit Wiesenhof gefunden.
Hendrik: “Wiesenhof” hat natürlich versucht, sein zu Recht miserables Image damit aufzuwerten, dass sie mit einem der Top-Vereine der Bundesliga ins Bett steigen, um so Sympathien zu sammeln. Ich möchte mich hier nicht belächelnd über die Marketing-Fähigkeiten dieser Firma auslassen, aber der Shitstorm den “Wiesenhof” damit ungewollt heraufbeschwört hat, hätte größer kaum sein können. Werder Bremen ist finanziell auf einen Sponsor angewiesen, doch PETA hat mehrfach wiederholt grausamste Zustände in zu Wiesenhof gehörigen Betrieben aufgedeckt. Ich denke die ganze Debatte zeigt auch deutlich, wie sehr den meisten Menschen Tierquälerei im Grunde genommen verhasst ist. Der nächste Schritt muss sein zu begreifen, dass es sowohl bei anderen Produzenten, als auch in sogenannten “Bio-Betrieben” nicht besser von statten geht. Solch ein Logo wie Wiesenhof, das für Tiermord und Quälerei steht, auf dem Trikot zu tragen, finden wir höchst fragwürdig. Für uns ist die ganze Gelegenheit eine gute Chance, die grausamen Praktiken von “Wiesenhof” und damit der gesamten Geflügelproduktion abermals ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken und das tun und werden wir tun – mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln.

Die Fleischlobby hat großen Einfluss auf die Politik. Niedersächsische LandwirtschaftsministerInnen wie Funke und Astrid Grotelüschen sind selber Landwirte oder in Massentierhaltungsbetriebe involviert. Welche Maßnahmen können solch ein Wettbewerbsvorteil verhindern?
Hendrik: Wir bräuchten eine komplette Revolutionierung des in Deutschland geltenden Tierschutzgesetzes, um gegen die Tierausbeutungsindustrie konsequent erfolgreich vorgehen zu können. Politiker in Ämter zu erheben, die sie aus persönlichen wirtschaftlichen Interessen niemals verantwortungsvoll bekleiden werden, schreit natürlich geradezu nach Lobbyismus.

Zurück zum FleischkonsumentIn. Diese Klientel ist es doch, die ihr Verhalten ändern kann, um Tierleid zu beenden. Medienberichte über fleischlose Kochkunst, schlechte Tierhaltung, fleischlose Selbstversuche…häufen sich. Hat sich die mediale Präsentation zum Thema Tierrecht/Veganismus allgemein verbessert und zeigen ein anderes Bild als noch vor Jahren?
Hendrik: Ja, definitiv. Vor ein paar Jahren gab es keine Leitartikel über Tierrechte, die Debatte über Vegetarismus und Veganismus in den großen deutschen Zeitungen. Ob der in der ZEIT, dem SPIEGEL oder der SÜDDEUTSCHEN: Überall werden die Themen Massentierhaltung, Tierrechte, Veganismus und Vegetarismus mittlerweile regelmäßig disktutiert. Es findet ein Zeitenwandel statt und PETA arbeitet mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften daran, dass dieser Wandel ein Maximum an Freiheit für die Tiere zur Konsequenz hat.

Trotzdem steigt der pro-Kopf-Fleischverbrauch jährlich an. Ist Veganismus immer noch eine ideologische Inselbildung, VeganerInnen eine gesellschaftliche Randgruppe oder spürst du im Rahmen deiner PeTA-Tätigkeit ein gesteigertes Interesse?
Hendrik: Veganer und Tierrechtler, bzw. tierrechtsbewusste Menschen machen einen immer größer werdenden Teil der Bevölkerung aus. Ich selbst habe in meinen mittlerweile 3 Jahren bei PETA allerdings krasse Veränderungen im positiven Sinne beobachten können: Sei es der immens gesteigerte Online-Traffic auf unserer Website, steigendeYoutube-Clicks, Facebook-Zahlen oder Tierrechts-Merchandise Verkäufe. Ich spüre deutlich, dass immer mehr junge Leute sich über das Thema Tierrechte informieren und ihren Lebensstil ändern. Das ist das, was mich jeden Tag zur Arbeit gehen lässt: Menschen erreichen können mit dem, für das wir kämpfen.

Es ist inzwischen mehr als vier Jahre her, dass die Polizei in ganz Österreich TierschützerInnen zuhause überfiel, verhaftete und in Gefängnisse überstellte. Sind dir ähnliche Repressionen auch hierzulande bekannt?
Hendrik: Nein, zum Glück gegenwärtig nicht, in den 90er Jahren hat es aber auch hier Verfolgungen und Festnahmen von Tierrechtlern nach dem Terrorismus-Paragrafen gegeben. Österreich ist ein fürchterlicher Fall an dem von Seiten der Regierung und der Lobbyisten ein Exempel an einigen Tierrechtlern statuiert wurde und diese dämonisiert wurden. Ich habe einen der Betroffenen persönlich kennengelernt und die Geschichten die ich von ihm gehört habe, waren wirklich krass. Von so etwas sind Tierrechtler hierzulande bislang zum Glück verschont geblieben. Aber auch wir von PETA stoßen immer wieder an Grenzen was die Neutralität der Gerichte in Koppelung mit lobbyistischen Interessen angeht. Es gibt aber ähnliche Vorgänge in England und in den USA gegen Tierrechtler.

Okay, Hendrik. Sicherlich musstest du deine vegane Lebensweise auch in deinem persönlichen Umfeld oft erklären und rechtfertigen. Wie hast du diese direkt überzeugen oder zumindest für das Thema sensibilisieren können?
Hendrik: Ich habe wahrscheinlich einen ähnlichen Weg hinter mir wie die meisten langjährig vegan lebenden Leute: Zuerst wird man zum Nerv- und Frust-Veganer, der seine Umwelt damit “terrorisiert”, dass alle sofort vegan leben müssten und alles ganz schrecklich und nicht akzeptabel sei. Stimmt ja auch: Wir leben auf einem Planeten der der unvorstellbare Horror für die allermeisten Tiere ist. Mit den Jahren und vor allem auch im Laufe meiner Zeit bei PETA habe ich allerdings begonnen ruhiger und gelassener in Diskussionen zu gehen, weil ich gemerkt habe, dass man damit einfach mehr Menschen erreicht. Egal wieviele gute Argumente man auch auf seiner Seite hat: Keiner mag einen Klugscheißer und will sich von diesem auch noch belehren lassen. Mir ist es wichtig, dass ich am Ende eines Gesprächs optimal die Wichtigkeit von Tierrechten in allen Aspekten für meinen jeweiligen Gegenüber beleuchtet habe und diese/r daraufhin selbst anfängt, über das Thema gründlicher nachzudenken. Ich bin nicht vegan geworden um meinen Emotionen freien Lauf lassen zu können, sondern weil ich ein riesiges Unrecht nicht länger unterstützen wollte. Mein Job ist es schlichtweg die Wege zu finden, die maximal viele Menschen erreichen und ansprechen und ich kann mir ehrlich gesagt keinen Beruf vorstellen, der mich mit mehr Sinn erfüllt, als diesen.

Selber kochen und probieren lassen wäre sicherlich hilfreich. Was kochst oder bereitest du am Liebsten zu?
Hendrik: Eigentlich esse ich superviele Sachen sehr gern: Ob das jetzt asiatisch, gut bürgerlich, Rohkost, Smoothies, Italienisch oder was auch immer ist. Selbst nachdem ich schon 1-2 Jahre vegan war, habe ich erst wirklich realisiert, dass Veganismus in keinem Aspekt eine Verzichtsernährung ist. Fleisch, Milch und Käse sind mittlerweile superleicht zu ersetzen. Manchmal kommen auf Straßenfesten oder Festivals 14 jährige Kids auf mich zu und geben mir vegane Kochtipps. Was Besseres könnte ich mir nicht vorstellen und es ist der Beweis, dass Vegan leben für sehr viele Menschen mittlerweile das neue “Völlig Normal” geworden ist.