A WILHELM SCREAM “Partycrasher”

   A WILHELM SCREAM
“Partycrasher” LP/CD
( No Idea / Uncle M )
Da wird nicht lange gefackelt. Keine Zeit vergeuden und die Ketten sprengen, die Angst bezwingen. Autonomie erreichen. Ein aufpeitschender Riff, ein galoppierendes Drumming und flexible Gesangsparts später ist das Plädoyer, auf das Ende der Welt zu warten ein Tugendbündel, furios und energetisch zusammengebastelt. Interessengeleitet und mit flammenden Rhythmen, die druckvoll, präzise und eingängig sind, werden mit kurz aufblitzenden Soli ausstaffiert und starten einen Generalangriff auf Stillstand und Zögern, auf Ignoranz und Desinteresse. A WILHELM SCREAM lassen sich nicht beirren und folgen ihrem Verstand, sind vernunftbezogen und kreativ, den Modus des Unbehagens und Misstrauens aufrecht zu erhalten. Ein hohes Tempo, Spielwitz, klug, politisch und lebensdienlich agieren A WILHELM SCREAM auf ihrem 4. Album und überzeugen als aufgeklärte Menschen, die komplexe Systeme spielerisch leicht umsetzen, sich nicht an die Kandare der Selbstbeschränkung nehmen lassen. Die tolle Gitarrenarbeit liefert gut portionierte und ausschweifende Ergebnisse, die die intensiv geführte Kommunikation bedrohlich aufheizt. “Partycrasher” verliert nie den Reiz und die Kraft, verzichtet auf ablenkende Nebenspielpätze und komprimiert Melodie, Härte und Tempo zu einer Formel, die einen sachlich und kühlen Zweck dient, Gefühle speziell im Hinblick auf Überraschungseffekte vermeidet und sich an den Ansprüchen der Kultur misst: den vernunftbegabten Menschen schützt und zugleich die Beziehungen der Menschen untereinander befriedigend regelt. Dabei ist es ein charakteristischer Zug der Moderne, alle Schwierigkeiten und Probleme, die in zwischenmenschlichen Beziehungen auftauchen, dem einzelnen anzulasten. Was in Wirklichkeit eine Folge soziokultureller Gegebenheiten ist, wird deshalb meist nur als privater Konflikt, als persönliches Versagen, als individuelle Störung sichtbar, und auch nur auf dieser Ebene einer möglichen Lösung zugeführt. Forgive and forget? Devil don’t know!